Das Sprichwort „Wer mit dem Wolf heult, muss den Schwanz beugen“ verdeutlicht die Folgen von angepasster oder konformer Verhaltensweise, insbesondere wenn man sich in fragwürdiger oder negativer Gesellschaft befindet. Es spielt auf die Notwendigkeit an, sich den Regeln oder Erwartungen der dominanten Gruppe zu unterwerfen, sobald man sich entscheidet, Teil dieser Gruppierung zu sein oder ihr Verhalten nachzuahmen.
In der Metapher des Wolfs, der ein starkes Rudeltier darstellt, symbolisiert das „Mit dem Wolf heulen“ die Entscheidung, sich den Wölfen anzuschließen oder sich wie sie zu verhalten. Wölfe kommunizieren durch Heulen, um ihre Präsenz zu signalisieren oder um ihre Gruppe zusammenzuhalten. Wenn ein Mensch „mit den Wölfen heult“, bedeutet dies, dass er die Verhaltensweisen und Haltungen der Gruppe annimmt, oft um dazu zu gehören oder um von ihr akzeptiert zu werden.
Das „Beugen des Schwanzes“ ist eine weitere tierische Verhaltensweise, die Unterwürfigkeit und Eingeständnis der eigenen niedrigeren Position im sozialen Gefüge des Rudels ausdrückt. In vielen Tierarten, einschließlich der Wölfe, deutet ein gesenkter Schwanz auf Respekt, Gehorsam oder das Akzeptieren einer untergeordneten Rolle hin. Übertragen auf menschliche Interaktionen bedeutet dies, dass man, indem man sich den Praktiken und möglicherweise auch den Ethiken einer Gruppe anpasst, auch deren Regeln und Hierarchien akzeptieren muss, selbst wenn dies manchmal Unterordnung oder eine Aufgabe der persönlichen Autonomie bedeutet.
Das Sprichwort warnt somit vor den potenziellen persönlichen Kosten des Konformismus, besonders wenn dieser möglicherweise ethisch fragwürdige oder negative Aspekte beinhaltet. Es reflektiert die Tatsache, dass das Einlassen auf eine Gruppe mit starken Überzeugungen oder einen machtvollen Anführer oft erfordert, eigene Überzeugungen zu kompromittieren oder zumindest temporär beiseite zu legen.
Darüber hinaus kann das Sprichwort als Kritik an politischem oder sozialem Opportunismus gesehen werden, wo Individuen oder Gruppen die herrschenden Meinungen oder Verhaltensweisen übernehmen, nicht notwendigerweise aus Überzeugung, sondern um persönlichen oder politischen Gewinn zu erzielen. Dabei machen sie möglicherweise moralische Abstriche, indem sie unerwünschte Aspekte der dominanten Gruppe oder Führung akzeptieren.
Insgesamt mahnt das Sprichwort also zur Vorsicht bei der Wahl der Verbündeten oder der Gruppe, mit der man sich identifiziert. Es betont, dass die Entscheidung, sich anzupassen, oft eine weitergehende Akzeptanz der damit verbundenen Regeln und möglicherweise eine Einschränkung der eigenen Freiheit mit sich bringt, weshalb sie wohlüberlegt sein sollte.